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Vorstellung des Projekts

Einführung

Geprägt vom Umbruch der Jahre 1830 bis 1848, besaß der Schriftsteller Karl Gutzkow ein ausgesprochen feines Sensorium für zeitgeschichtliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen. Sein umfangreiches literarisches und publizistisches Werk, eine enzyklopädische ›Physiologie des 19. Jahrhunderts‹, war bis in die 1990er Jahre editorisch weitgehend unerschlossen. Eine kommentierte Gesamtausgabe schien lange nicht realisierbar. Dank neuer technischer Möglichkeiten wird dieses Ziel nun seit 1997 angestrebt. Damit öffnen sich neue Wege in die Sozial-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts, die der aufmerksame Beobachter, kreative Poet und engagierte liberale Publizist Gutzkow ideenreich mitgestaltet hat.

Schon den Zeitgenossen galt er als Pionier moderner Literatur in Deutschland. Traditionen der Romantik und des Idealismus fortführend und zugleich offen für die neuesten Entwicklungen Europas, nahm er im Vor- und Nachmärz eine innovative Stellung ein. Dass diskursive Schreibarten zum Gebiet der ›Literatur‹ gehören und die Grenze zwischen Fiktion und Reflexion fließend ist, gehört nicht erst zu den Einsichten der neueren Zeit, sondern ist schon Überzeugung und Praxis Gutzkows.

Das 1997 gegründete, international besetzte Editionsprojekt Karl Gutzkow hat sich das Ziel gesetzt, Gutzkows vielseitiges, in historischen Druckmedien breit gestreutes Werk zu sammeln und nach modernen editionsphilologischen Grundsätzen herauszugeben.

Die Edition ist als Hybrid-Ausgabe angelegt, d. h. sie umfasst neben einem digitalen Zweig auch Druckbände. Texte und Kommentare werden sukzessiv im Internet veröffentlicht; sie stehen damit für die weitere Erarbeitung und Verfeinerung der Kommentare schon frühzeitig zur Verfügung. Die Ausgabe ging im Jahr 2000 online. Nach einem Eröffnungsband 2001 startete die gedruckte Edition 2002 im Oktober Verlag Münster. 2002 wurde die Internetpräsentation der Ausgabe gründlich überholt; dieses neue Layout hatte 20 Jahre Bestand. Ab 2019 wurde wiederum intensiv an einem neuen Internet-Auftritt und an der technischen Modernisierung der Ausgabe gearbeitet, so dass diese im Frühjahr 2022 online gehen konnte.

Gutzkows Werke werden auf der Basis der Erstdrucke herausgegeben (in der Regel Bucherstdrucke). Die Textkonstitution schließt eine Normalisierung oder Modernisierung von Orthographie und Interpunktion grundsätzlich aus. Der Erstdruck bzw. Edierte Text wird einer methodischen, den historischen Sprachstand berücksichtigenden Textkritik unterzogen, um Druckfehler, Presskorrekturen oder Presskorruptele festzustellen. Alle Emendationen werden mit einer Eingriffsliste im Apparat dokumentiert.

Neben der Textkritik liegt ein zweiter Schwerpunkt der Ausgabe auf der wissenschaftlichen Kommentierung. Dazu wird auf bewährte Konzepte von Global- und Einzelstellenkommentar zurückgegriffen. Im Apparat werden außerdem Quellen, Folien und Anspielungshorizonte in Übersichtsform aufgelistet sowie Dokumente zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte in chronologischer Ordnung dargeboten. Historische Bilddokumente und zusätzliches Textmaterial, ein Gutzkow-Lexikon zum zeitgenössischen Kontext sowie biographische und bibliographische Informationen schaffen weitere Zugänge zum Werk eines Autors, der lange eine Schlüsselstellung in der Literatur einnahm und den es für die Erforschung des 19. Jahrhunderts weiter zu entdecken gilt.

Editionsprojekt Karl Gutzkow, Exeter und Halle, 2000 / 2022

Hinweise für zur Benutzung der Internetausgabe

Textdateien: Gutzkows Texte werden in zwei Dateiformaten bereitgestellt: Als TEI-Dokument, das mit anderen Teilen der digitalen Ausgabe verlinkt werden kann, und als PDF-Dokument, das mit einer stabilen Seiten-/ und Zeilenangabe zitiert werden kann. Liegt der Text gedruckt vor, so findet sich im Internet keine zusätzliche PDF-Datei.

Gliederung: Der Menüpunkt „Digitale Gesamtausgabe“ führt zu den sieben Abteilungen, nach denen die Werke in der Edition gegliedert sind. Noch nicht einbegriffen ist hier die Briefedition, die als achte Abteilung hinzukommen wird. Innerhalb jeder Abteilung sind die Einzelwerke in der Reihenfolge ihrer Erstpublikation angeordnet. Eine alternative chronologische Präsentation nach Erscheinungsjahren und -daten sowie eine alphabetische Darbietung von Werktiteln stehen ebenfalls zur Verfügung.

Lesen: Beim Aufruf eines Werkes erscheint zunächst nur eine Leseprobe. Rechts davon werden alle wesentlichen bibliographischen Informationen angegeben, der Herausgebername, eine Fassungsnummer mit Datum (in der Regel Jahr/Monat) plus letztem Bearbeitungsvermerk sowie bei allen Werken, die nicht oder noch nicht in der Druckausgabe erschienen sind, ein PDF-Dokument mit einer zitierfähigen Textpräsentation. Der Klick auf „Weiterlesen“ führt durch Öffnung eines neuen Fensters zum Haupttext. Neben dem Haupttext bietet eine oben sichtbare Leiste die Möglichkeit, zum Apparat des Werkes zu wechseln bzw. (wenn vorhanden) eine Übersichtsseite der Stellenerläuterungen anzuwählen. Eine Stellenerläuterung erscheint beim Klick auf die dünn unterpunktete Stelle als ›Fußnote‹ unter dem Text. Die Seiten- und Zeilenangaben beziehen sich auf die Printausgabe bzw. das PDF-Dokument, das auf der Startseite des Textes zu finden ist.

Suchen / Navigation: Eine globale Suchfunktion für die Ausgabe befindet sich noch in der Entwicklung. Die kapitel- oder abschnittsweise Navigation innerhalb von Werken und ihren Apparaten wird durch eine Inhaltsleiste links neben dem Text ermöglicht. In allen Texten lässt sich mit „Steuerung + F“ suchen.

Weitere Hilfsmittel: Der Edierte Text, der Apparat und die Stellenkommentare werden durch weitere Teile der Edition flankiert und vernetzt: Die Seite „Über den Autor“ stellt bio-bibliographische Informationen zur Verfügung, darunter neben einer Lebenschronik und Übersicht der Buchausgaben Gutzkows von 1831 bis zur Gegenwart auch Nachträge zur zweibändigen „Bibliographie Karl Gutzkow 1829-1880“ (Bielefeld, 1998) von Wolfgang Rasch. Die Seite „Anhang zur Edition“ bietet eine Vielzahl von Bildern und Materialien (Textquellen), ein Gutzkow-Lexikon (Erklärung oft vorkommender Personen, Institutionen, Örtlichkeiten, Medien, Schlagwörter, historischer Ereignisse usw. zur Entlastung des Stellenkommentars), eine Siglenliste , die die Abkürzungen für häufig benutzte Werkausgaben, Lexika und andere Nachschlagwerke oder Forschungsliteratur erfasst, sowie ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen .

Zitation: Liegt ein Text in der Druckausgabe unserer Edition vor, so ist der entsprechende Band mit seiner Seiten- und Zeilenzählung Grundlage der Zitation. Ist ein Text oder sind Teile des Apparates oder der Stellenerläuterungen nur in der Internetausgabe erschienen, so ist die digitale Edition die Referenz für eine Zitation. Für die Druckausgabe von Gutzkows Werken und Briefen gilt die Sigle GWB, für die Internetausgabe die Sigle eGWB. Die Siglenliste gibt Aufschluss über weitere Kürzel, die in Apparaten/Stellenerläuterungen zur Zitation verwendet werden.

Anfragen – Mitwirkung – Hilfen

Alle, die Interesse an Gutzkow oder an dem Editionsprojekt haben, sind herzlich eingeladen, sich an die Projektleitung zu wenden und mit uns Kontakt aufzunehmen. Sachhinweise, Verbesserungsvorschläge und Fragen zu Gutzkow sind willkommen.

Editionsübersicht

Die Gesamtedition orientiert sich weitestgehend an den Erstausgaben von Gutzkows Büchern, gliedert das Werk nach gattungsspezifischen Einheiten und (bei der Vielzahl und Vielfalt des publizistischen / kritischen Schrifttums) auch nach thematischen Schwerpunkten. Folgende Übersicht steckt den inhaltlichen Rahmen der Gesamtausgabe. Nicht alle der hier aufgeführten Werke werden auch in der Druckausgabe erscheinen.

I. Abteilung: Erzählerische Werke

  • Bd. 1: Briefe eines Narren an eine Närrin (1832)
  • Bd. 2: Maha Guru. Geschichte eines Gottes (1833)
  • Bd. 3: Novellen (1834)
  • Bd. 4: Wally, die Zweiflerin. Roman (1835)
  • Bd. 5: Seraphine. Roman (1837)
  • Bd. 6: Blasedow und seine Söhne. Komischer Roman (1838)
  • Bd. 7: Kleine erzählerische Werke (Bd. 1, 1829-1847)
  • Bd. 8: Die Ritter vom Geiste. Roman in neun Büchern (1850/51)
  • Bd. 9: Kleine erzählerische Werke (Bd. 2, 1852-1862)
  • Bd. 10: Die Diakonissin. Ein Lebensbild (1855)
  • Bd. 11: Der Zauberer von Rom. Roman in neun Büchern (1858/61)
  • Bd. 12: Hohenschwangau. Roman und Geschichte (1867/68)
  • Bd. 13: Kleine erzählerische Werke (Bd. 3, 1868-1877)
  • Bd. 14: Durch Nacht zum Licht. Erzählung (1869) – Prüfe, wer sich ewig bindet. Novelle (1871)
  • Bd. 15: Die Söhne Pestalozzi’s. Roman in drei Bänden (1870)
  • Bd. 16: Fritz Ellrodt. Roman (1872)
  • Bd. 17: Die neuen Serapionsbrüder. Roman in drei Bänden (1877)

II. Abteilung: Dramatische Werke

  • Bd. 1: Marino Falieri (1834) – Hamlet in Wittenberg (1835) – Nero (1835) – König Saul (1839)
  • Bd. 2: Richard Savage (1839) –Werner (1840) – Gräfin Esther (1840/43) – Patkul (1840)
  • Bd. 3: Die Schule der Reichen (1840) – Ein weißes Blatt (1842) – Zopf und Schwert (1843) – Pugatscheff (1842/43)
  • Bd. 4: Die beiden Auswanderer (1844) – Das Urbild des Tartüffe (1844) – Der dreizehnte November (1845) – Die stille Familie (Neufassung, 1845)
  • Bd. 5: Anonym (1845) – Uriel Acosta (1846) – Wullenweber (1847) – Ottfried (1848)
  • Bd. 6: Liesli (1849) – Der Königsleutenant (1849) – Die Adjutanten (Umarbeitung von „Anonym“, 1851) – Fremdes Glück (1851) – Die Diakonissin (1852)
  • Bd. 7: Philipp und Perez (Antonio Perez, 1853) – Lenz und Söhne (1854) – Ella Rose (1856) – Lorber und Myrte (1856) Bd. 8: Der westphälische Friede (1868) – Der Gefangene von Metz (1870) – Dschingiskhan (1873)
  • Bd. 9: Bearbeitungen: „Coriolanus“ von Shakespeare (1847) – „Der Pilger“ von Almeida-Garrett (1848) – „Der Raub der Helena“ aus Goethes „Faust II“ (1849) – Dramatische Kleinigkeiten, Entwürfe und Fragmente aus dem Nachlass

III. Abteilung: Schriften zur Politik und Gesellschaft

  • Bd. 1: Oeffentliche Charaktere (1835)
  • Bd. 2: Zur Philosophie der Geschichte (1836)
  • Bd. 3: Die Zeitgenossen. Ihre Schicksale, ihre Tendenzen, ihre großen Charaktere (1837)
  • Bd. 4: Die rothe Mütze und die Kapuze. Zum Verständniß des Görres’schen Athanasius (1838)
  • Bd. 5: Ansprache an das Volk (1848) – Deutschland am Vorabend seines Falles oder seiner Größe (1848)
  • Bd. 6: Verstreute Schriften zur Geschichte und Politik
  • Bd. 7: Verstreute Schriften zur Philosophie, Theologie, Pädagogik
  • Bd. 8: Zum Gesellschaftsleben – Skizzen und Zeitfragen

IV. Abteilung: Schriften zur Literatur und zum Theater

  • Bd. 1: Forum der Journal-Literatur (1831)
  • Bd. 2: Beiträge zur Geschichte der neuesten Literatur (1836)
  • Bd. 3: Ueber Göthe im Wendepunkte zweier Jahrhunderte (1836)
  • Bd. 4: Götter, Helden, Don-Quixote. Abstimmungen zur Beurtheilung der literarischen Epoche (1838)
  • Bd. 5: Börne’s Leben (1840)
  • Bd. 6: Literaturkritik
  • Bd. 6.1: Rezensionen und literaturkritische Essays
  • Bd. 6.2: Schriften zur Literatur
  • Bd. 7: Schriften zum Buchhandel und zur literarischen Praxis
  • Bd. 8: Schillerstiftung
  • Bd. 9: Theaterkritiken
  • Bd. 10: Dramaturgische Schriften – Zum Bühnenleben – Zu eigenen dramatischen Werken – Über einzelne Schauspieler – Oper und Musik
  • Bd. 11 (Supplement): Beiträge zur bildenden Kunst

V. Abteilung: Gedichte, Epigramme, Denksprüche

  • Bd. 1: Gedichte, Versdichtungen, Epigramme und Xenien
  • Bd. 2: Vom Baum der Erkenntniß. Denksprüche (1868) – Aphorismen, Einfälle, Denkblätter

VI. Abteilung: Reiseliteratur

  • Bd. 1: Briefe aus Paris (1842)
  • Bd. 2: Über Paris und Frankreich
  • Bd. 3: Berliner Eindrücke
  • Bd. 4: Reisen (Deutschland, Österreich)
  • Bd. 5: Reisen (Italien, Schweiz, Holland)

VII. Abteilung: Autobiographische Schriften

  • Bd. 1: Aus der Knabenzeit (1852)
  • Bd. 2: Rückblicke auf mein Leben (1875)
  • Bd. 3: Kleine autobiographische Schriften und Memorabilien

VIII. Abteilung: Briefe

  • Bd. 1: Briefe 1830-1837
  • Bd. 2: Briefe 1838-1848
  • Bd. 3: Briefe 1849-1857
  • Bd. 4: Briefe 1858-1865
  • Bd. 5: Briefe 1866-1878
  • Bd. 6: Briefe an Gutzkow. Nachträge.