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Zur deutschen Rechtschreibung

Auszug

* Heidelberg , 8 Dec. Man meldet aus Berlin daß daselbst am 4 Januar eine aus vier Mitgliedern bestehende Commission zusammentreten soll, die sich mit Prüfung der inzwischen von Rudolf v. Raumer in Erlangen schon eingelaufenen Vorlagen über die Feststellung einer wenigstens für die Schulen verbindlichen deutschen Orthographie zu beschäftigen haben wird. Allen Freunden deutscher Sprachforschung wird es angenehm sein zu hören daß sich auch der wackere Mecklenburger Daniel Sanders unter diesen vier Männern befindet. Wir verdanken diesem wohlberufenen deutschen Gelehrten nicht nur ein Riesenwerk deutschen Fleißes, das aus drei Quartbänden bestehende „Deutsche Wörterbuch“ (Leipzig, O. Wigand), sondern auch eine reiche Zahl von Anregungen und Vorarbeiten für noch künftige lexiko- und orthographische Zwecke. Den Freunden des von ihm aufgestellten Schreibprincips wird bereits ohne eine Commission und ohne Vorlage das so eben (Leipzig, bei Brockhaus) erschienene und allgemein günstig beurtheilte „Orthographische Wörterbuch“ genuggethan haben. Man findet darin sämmtliche in der deutschen Schriftsprache übliche Wörter in der ihnen gebührenden Schreibweise wieder. Bei Fremdwörtern und oft in den Zeitungen vorkommenden geographischen Namen ist sogar der Accent angegeben. Das Sanders’sche Princip ist bekanntlich nicht das streng puristische, das uns Erscheinungen so mancher Druck-Abnormität seit den Zeiten der Brüder Grimm und schon vor diesen bei Wolke und andern sprachlichen Neuerern gebracht hat. Glauben wirklich die Vertreter der historischen Schule daß wir uns in der Gesammtheit dem Brauche fügen würden die Sätze und Hauptwörter mit kleinen Anfangsbuchstaben zu beginnen? Liegt nicht vielmehr der Stempel des Gesuchten und Affectirten auf allen Büchern die mit einer aparten Schreibweise auftreten, und vorzugsweise mit Weglassung des dehnenden H gedruckt sind? König Ludwig I von Bayern, der „Teutsche“, war der Mann solche Unternehmungen zu pflegen. Sein Schützling Platen brachte in einem Theil der schönen Literatur die ihm wahrscheinlich schon von Erlangen zugekommene Mode auf, den Druckereien Buchstaben zu ersparen. „Tot“ ließ er statt todt und „Mut“ statt Muth drucken. Herwegh, als Verfasser der „Gedichte eines Lebendigen,“ redete den „Verstorbenen“ (Fürst Pückler) mit den Worten an: „Jetzt, toter Ritter, lege deine Lanze ein!“ Die Rose war nur noch „rot.“ Unter den Goldschnittslyrikern schien es ausgemacht: keine Unsterblichkeit mehr ohne „Mut“ und „tot“ und „rot!“ Correspondent schrieb damals: