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Die gewandten Federn.

Auszug

Die wahre deutsche Publizistik, die sich aus diesen organisch verschmolzenen poetischen und juristischen Elementen gebildet hat und immer noch mehr bilden wird, kann allerdings nie eine Schule, nie eine Methode werden, sondern sie wird immer nur Blüthe des Talentes seyn. In dieser Art war Fichte ein ächter deutscher Publizist, war es 1815 Görres, war es Arndt und sind es hie und da noch manche „Köpfe,“ die wohl nur darum nicht die „rechten“ scheinen, weil das Wesen dieser einzigwahren deutschen Publizistik die innere Überzeugung ist. Diese Blüthe des Talentes ist eine Himmelsgunst. Diese Publizistik redet mit Feuerzungen, nicht im kühlen Tone gemachter Verständigkeit, sie ist leidenschaftlich in Liebe und Haß, nicht annähernd sich interessirend oder von sich weisend, sie ficht mit dem breiten Schwerte der Satyre, nicht mit dem kurzen Stoßdegen der Ironie. Die Publizisten von ächtem Schrot und Korn, wie sie nur wahrhaft auf die deutsche Nation zu wirken vermögen, sind freie, selbständige Charaktere, die „gewandten Federn“ nur schwache Pflanzen, die des Spaliers bedürfen, um sich halten zu können. Jene verschießen vielleicht mit einem einzigen Wort ihr ganzes Pulver, diese geizen mit ihrem kleinen Vorrath und mögen aus einem Hinterhalte wohl oft glücklicher treffen, als jene in ihrer blinden Ehrlichkeit. Die wahre, wirksame deutsche Publizistik wird aber nie ein bloßes Styltalent, nie ein bloßes Magazin von historischen, an sich achtbaren Kenntnissen seyn, sondern sie muß haben, was der Franzose entrailles nennt, Eingeweide, Herz und Nieren, den ungeduldigen Muth eines Rennpferdes, das da schnaubt und dampft und mit den Füßen scharrt und vor Verlangen, seine Kräfte zu messen, mit den Hufen die Planke einstampfen möchte, die ihn vom Schauplatz seines Ruhmes trennt. Wohl dann freilich jener Sache, die auf eine solche Natur verpfändet und verwettet ist! Ob ein Fürst oder ein Volk, sein Wohl wird gut berathen seyn. Ich sagte, wir hätten noch einige solcher Publizisten? Vielleicht viele, nur reden sie nicht; denn das ist auch ein Talent dieser wahren Publizisten, daß eine sehr tiefe, bedeutungsvolle Beredsamkeit in ihrem Schweigen liegt.