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Briefe aus Paris. Von Ludwig Börne

Auszug

Man wird das Buch verbieten oder hat es schon verboten, denn wenn man auch die Freiheitsschwärmer Narren nennt, so gibt man ihnen doch nicht einmal die Narrenfreiheit. Arg freilich hat es der Börne wieder einmal gemacht, ärger als je zuvor; wie es die Tollen pflegen, wenn sie einmal dem Tollhause entspringen. Diese Briefe sind durchaus, wie es ehemals in Warschau hieß und wahrscheinlich jezt wieder heißt "formwidrig," oder wie man in Berlin noch kleiderkünstlerischer zu sagen pflegt "unangemessen." Der selige Lichtenberg würde sagen: "es sind majestätsverbrecherische Gedanken, aber in beneidenswürdigen Ausdrücken." Das alles ist vielleicht zu wenig gesagt. Göttlich grob, hat einmal Friedrich Schlegel gesagt. Auch das ist zu wenig. Deutsch grob, wollen wir sagen, um Börne zu ärgern. Warum nicht deutsch grob? Der Franzose ist in seinem bittersten Haß noch artig zum küssen gegen Börne, selbst der vierschrötige Engelländer läßt mit sich reden, Cobbet raisonnirt bescheiden und ist ein guter Mann gegen Börne. So grob wie Börne kann nur ein Deutscher seyn, weil es wirklich nur ein Deutscher ist. Er selber sagt einmal: das ist nicht mehr schlecht, erbärmlich, niederträchtig - das alles wäre zu wenig - es ist deutsch! warum sollen wir nicht auch von ihm sagen, das ist nicht Arznei, ist nicht Eisen, nicht Feuer - es ist deutsch gesprochen !

Was sind wir doch für ein wunderliches Volk. Die stärkste Sprache in der Welt nennt man die deutsche, und die größte Dummheit in der Welt heißt ebenfalls sprüchwörtlich eine deutsche. Wir sind aber nicht nur hoch oder niedrig, sondern auch mittelmäßig.