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Ein Besuch bei Cornelius in Rom

Auszug

Cornelius wohnte in einem Palazzo dicht an Fontana Trevi. An dieser von wildsprudelndem, aus den Höhen des Gebirges hergeleitetem Wasser immer erquickend erfrischten Stätte kreuzen sich mehrere Straßen. Da hält der Maulthiertreiber und gönnt seinem Beppo eine kurze Rast an den Wassern, die sich aus einer Neptuns- und Tritonen-Gruppe, aus Muscheln und Krügen von Marmor, in ein weites Bassin stürzen, während er sich selbst der Länge nach niederkauert und sich aus der „Jungfernquelle“ erfrischt, einer kleinen, besonders abfließenden Cascade, die nach dem Glauben des Volkes sogar Weissagung lehren, hellsehend machen, verjüngen soll, wie unser Osterwasser. In dem Palazzo ist es still und kühl. Nach dem Hofe zu gehen, wie überall in Rom, die besseren Gemächer. Gewölbte Arkaden begrenzen jedes Stockwerk. Zwei Stiegen hoch wohnte hier, als bescheidener Einmiether, Cornelius, den ich glücklicherweise daheim antraf. Eigentlich wohnte er schon „am Land“, wie die Wiener sagen. Eine Dienerin hatte geöffnet.

Das „Studio“ des Künstlers war nicht groß. Man ersah sogleich, daß seine Muse gewohnt war, sich nur auf den großen Wandflächen der Kirchen und Paläste zu ergehen. Die Beleuchtung an dem doch schönen sonnenhellen Vormittag schien eine fast zu dunkle. Die volle Heimath des Künstlers konnte hier nicht sein. In der That hatte man bereits von seiner baldigen Rückkehr nach Deutschland gesprochen.