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Rosa Maria Assing, geb. Varnhagen von Ense

Auszug

Seitdem in unserm Zeitalter die Männer in ihren Mackintoshs immer yankeeartiger und poesieloser werden, hat sich das Geniale, eine Menge Erscheinungen bestätigt dies, oft in Frauen lebendiger offenbart, als in jenen. Um wieviel mehr ist der Tod eines Wesens zu beklagen, das grade in Hamburg, einer Stadt, wo die geistigen Interessen mehr ein Nach-Dessert nach der derben Kost des täglichen materiellen Verkehrs sind, eine Tradition vergangener geistigerer Zustände aufrecht erhielt und einen bescheidenen, aber gewählten Kreis höhergestimmter Neigungen um sich zu versammeln wußte. Rosa Maria mag, da sie auf Äußerliches wenig hielt, Vielen in unsrer Stadt sonderbar erschienen seyn, und doch sind jährlich berühmte Namen nach Hamburg gekommen, die nicht die Palläste derer, wo man von Gold und Silber ißt, aufsuchten, sondern das kleine Haus, wo Rosa Maria waltete! Und Manchen kenn’ ich, der eine Einladung zu einem Diner bei den reichsten Börsen-Karyatiden ausschlug und es vorzog, zu Fuß mit Rosa Maria und ihren Angehörigen nach Wandsbeck zu pilgern und bei ländlicher Kost sich an der Würze der anregenden Empfänglichkeit ihres Geistes - so drückt man ihr Wesen wohl am passendsten aus - zu erheitern. Nun ist dem Freundeskreis der Mittelpunkt genommen.