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Ein neuer Roman

Auszug

„Soll und Haben“ will das deutsche Volk bei seiner „Arbeit“ aufsuchen. Wir sehen uns um, was und woran in diesem Roman das deutsche Volk arbeitet. Wir finden ein Großgeschäft in Talg, Wolle, Zink, Rosinen, Mandeln, Kaffee u. s. w. Zwei Commis auf dem Contor des Herrn T. O. Schröter sind die Helden des Buchs; der Eine eine schüchterne, unbedeutende Persönlichkeit, Namens Anton Wohlfart, der Andere ein Volontär, Herr von Fink, ein unmittelbarer Ableger aus der Familie Derer von „Saalfeld“, „Graf Waldemar“, „Konrad Bolz“ und ähnlicher Gestalten der Muse des Herrn Freytag. Besagter Herr von Fink gibt Anton Wohlfart Schliff und Routine durch Tanzunterricht, Anleitung zum Punschmachen, Bekanntschaften mit Wettrennern und Wetttrinkern, er führt ihn in die Welt der Apfelschimmel, Pistolenhalfter, Doppelbüchsen, Stulpstiefel und Reitpeitschen ein, eine Welt, die bekanntlich in allen Arbeiten des Herrn Freytag vorzuherrschen pflegt. Jener wendet auch diese aristokratische Bildung dazu an, die Fässer mit Rosinen und Mandeln bald zu verlassen und eine heruntergekommene Adelsfamilie vor völligem Ruin ihrer Finanzen durch dilettantische Versuche in der Oekonomie und der Landesvertheidigungskunst gegen die aufrührerischen Polen zu retten. Wir hören bei all’ dieser „Arbeit“ allerdings fortwährend Fässer karren, wir sehen auch Waarenballen mit dem Pinsel signiren, wir leben die mit sehr unerquicklicher Breite geschilderten philisterhaften Zustände einiger fünf bis sechs uns sehr gleichgültigen und formlos durcheinanderschwimmenden Contoristen mit; allein mit einer auf jeder Seite bestätigten Befugniß kann man dennoch fragen: Wo ist hier die Arbeit? Individuelle, der Poesie und nicht der Statistik angehörende Arbeit? Wo ist die Arbeit des Herrn von Fink? Wo ist die Arbeit, die solide, echte, deutsche Arbeit der weichlichen Folie jenes merveilleusen Brillantfeuerwerkers, seines Lehrers im Weltschliff? Wo ist die Arbeit des Herrn Freiherrn von Rothsattel, dessen Hypotheken- und Pfandbriefwucher den eigentlichen Hebel der Handlung des Romans vorstellt? Wo ist deutsche Arbeit anders vertreten als in voller charakteristischer Aemsigkeit und productiver Werthschaffung nur bei einigen Juden, fünf bis sechs Ablegern des aus den „Journalisten“ her bekannten Für-Alles-Schreibers „Schmock“, die ihre Masematten mit einer Behaglichkeit vor uns durchführen, daß sie allerdings die Arbeit des deutschen Volks im Gaunern, Lungern und Betrügen auf das rührigste darstellen?