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Ein preußischer Roman

Auszug

Wir erfahren in diesen drei mit großer Gewandtheit geschriebenen Bänden daß es an der Gränzscheide des Jahrhunderts einen Prinzen von Preußen gab der ein wenig stark von der Geniesucht seiner Zeit angesteckt war, sich vom Zopf Friedrichs des Großen und derer die diesen Zopf für das Palladium des preußischen Staats hielten, emancipiren wollte, Musik trieb, viel Schulden machte, Militärexcesse begünstigte, die Franzosen und ihre Republik haßte, und um jeden Preis dem „Corsen“ den Glanz preußischer Waffen fühlbar machen wollte. Als ihm die Diplomatie 1806 seinen Willen that und den Krieg erklärte, fiel er in dem ersten Gefecht gegen eine Nation die er liebte (denn er umgab sich mit Franzosen), aber deren liberale Grundsätze er haßte. Es ist dieser Prinz Louis Ferdinand so oft als eine Heldengestalt, als ein junger thatendurstender Alexander gerühmt worden, daß man sein Leben wohl für beachtenswerth, seinen Tod rührend finden kann. Wie aber sieht es mit einer näheren Prüfung dieses Ruhmes aus? Wie muß sich der Biograph, der Dichter stellen um diese äußerlich blendende Erscheinung ihrem wahren Kern und Wesen näher zu bringen?

Wir gestehen daß Fanny Lewald ihren Helden vom Gesichtspunkt des Weibes sehr wahr auffaßte. Statt aller Kritik über ihn, hat sie sich ganz einfach in ihn verliebt. Ich finde diesen Zug in ihrem Buche für den schönsten. Da ist kein nüchternes Räsonnement, da ist keine Prüfung, kein Abwägen von Mehr oder Minder, sie liebt den Prinzen wie ihn Rahel Levin geliebt hat. Und gerade das muß den Treubund entzücken, gerade darauf hin kann Graf Schlippenbach sagen: Seht da eine Demokratin, eine Jüdin, eine eifrige Verfechterin der Grundsätze ihrer Freunde Simon und Jacoby, seht da eine Märzheldin die mitten im Zeitalter der Barricaden Triumphpforten für preußische Prinzen baut! Wie wir mit Blumenkränzen unsern Garderegimentern entgegenwallen und sie mit Treubundshuldigungen in den Bahnhöfen empfangen, wenn sie mit demokratenblutgefärbten Bajonnetten in ihre Casernen heimziehen, so jauchzen in diesem Buche Männer und Frauen einem Prinzen entgegen der im Grunde nichts für die Menschheit leistete, sich aber als Hohenzoller fühlte! Und eine Demokratin trägt uns hier die schwarzweiße Fahne voran! Eine Feindin der aristokratischen Litteratur! Die berühmte Gegnerin unserer unübertrefflichen Ida!