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Theater-Roman. Von August Lewald. Erster und zweiter Band

Auszug

Über den Totaleindruck dieser vielgelesenen neuen Erscheinung kann man noch kein Urtheil fällen. Den beiden ersten Bänden werden mindestens noch zwei andere folgen. Eine interessante, etwas an Hoffmanns Weise erinnernde Fabel liegt in diesen beiden ersten Bänden bereits sehr deutlich angesponnen vor. Der Schauspieldirektor Titl hat etwas Kreisler-Artiges, seine stumme Frau und Luciles Verhältniß zu dem mysteriösen Krauthöfer lassen eine interessante Entwickelung erwarten, auf die wir gespannt sind. Vorläufig hätten wir die Introduction oder vielmehr die Staffage des Buches weniger in dem Geschmack Langbeins, d. h. Pogenwinkel weniger à la Krähwinkel gewünscht. Die komische Parthie ist dadurch etwas forçirt geworden und theilweise räthselhaft, sonst aber ist sie doch nicht leer an wirklich drastischen Situationen. Es kommen einige Züge vor, über die wir haben herzlich lachen müssen. Soviel über das eigentlich Romanhafte des Buches.

Bei weitem merkwürdiger ist der satyrische Theil. Lewald kennt das Theater in allen seinen Beziehungen. Er hat die Schauspieler in tausend Situationen beobachtet, hinter den Coulissen, im Umgang mit sich, mit andern, mit Dichtern, Rezensenten und Publikum. Einige Skizzen und Umrisse sind ohne Zweifel ganz der Natur entnommen. Wer Leinweber seyn mag, wollen wir nicht errathen und gestehen, wenn es der ist, den Andre meinen, daß ein feindseliges Verhältniß nur zu unserm Bedauern so weit hat reifen können. Es müssen hier die schwersten Verletzungen des Vertrauens und der Freundschaft stattgefunden haben, um ein Zerwürfniß so weit auseinanderzureißen, daß daraus - Leinweber entstehen konnte. Vorläufig glauben wir wenigstens dies versichern zu müssen, daß der Schauspieler, der unter dieser Maske gemeint seyn mag, als Künstler höher steht, als ihn der Roman schildert. Allein leicht möglich, daß auch wir hier etwas finden, was nicht zu suchen ist und Beziehungen in das Gemälde hineintragen, die Lewald selbst nicht als persönliche gelten läßt.