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Vorträge über eine Auswahl von Göthe’s lyrischen Gedichten. Von K. L. Kannegießer. – Gesammelte Schriften philosophischen, ästhetischen, historischen, biographischen Inhalts. Von K. E. Schubarth

Auszug

Männer, wie Kannegießer, Schubarth, Böttiger, haltet werth! Sie haben eine providentielle Bestimmung, weil sie dem Genie unentbehrlich sind. Das arme Genie, wenn es allein ist! Die großen, unsterblichen Gedanken, wenn sie nur todt, begafft, pyramidalisch dastehen! Nein, es liegt in den Wegen der Vorsehung, jedem Genie Männer nachzuschicken, welche seine Apostel werden, die die Fäden seiner kunstvollen Gewebe auftrennen, die die Aushängeschilder und Lustigmacher der Wunderdoktoren werden, und die großen Talente ihrer Meister an alle Welt verkündigen. Diese Enthu- siasten übernehmen auf Rechnung ihres großen Hauses kleine Detailgeschäfte; sie reisen auf die Firma, welche sie uneigennützig anbeten, und vertrödeln das Gold und Silber ihres Herrn im Wechselgeschäft gegen zahllose Kupfermünzen. Das Genie braucht diese Zwischenhändler, diese Dolmetscher, welche die Sprache der Götter und Menschen vermitteln. Jedes Genie braucht sie; denn es wird Jahrelang unverstanden bleiben. Kant, Göthe, Schiller, – Alle bekamen solche Mitesser ihrer Unsterblichkeit. Aus dem Rockärmel dieser Riesen konnten die Zwerge sich immer noch vollständige Kleider schneiden. Die Zwerge interpretirten, explizirten, kommentirten. Sie sind dem Genie nothwendig; darum sprecht mit Achtung von diesen Betriebsamen!