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Der Tages-Cours unserer Classiker

Auszug

Man würde die nachfolgenden Bemerkungen sehr mißverstehen, wollte man sie für eine Kritik des ewigen und über die Stimmungen der Zeit erhabenen Gehaltes unserer großen National-Dichter nehmen. Der gegenwärtige Actienstand unserer classischen Papiere, wie er in nachfolgenden Andeutungen bezeichnet werden soll, schließt nicht aus, daß es Menschen gibt, die nur lesen, was dreißig Jahre alt ist, nur anerkennen, was Göthe geschrieben hat, nur in dem Zeitalter unserer Literatur sich heimisch fühlen, welches man das goldene nennt. Nur nach allgemeiner Durchschnitts-Berechnung soll hier ein Versuch gemacht werden, anzugeben, wie sich ein Theil unserer großen Literatur-Heroen von früher zur Gegenwart verhält, nach einer Berechnung, die, wenn sie einem oder dem andern derselben minder günstig sich ergäbe, weniger diesem, als der Gegenwart zur Last fallen möchte. Indessen, betrachten wir einmal heute unsere Classiker wie Staatseffecten (die Börse regiert ja unser Jahrhundert) und notiren ihren Werth ganz nach der üblichen Tages-Terminologie: flau, nicht begehrt, stark begehrt, wenig Nachfrage u. s. w. Wenigstens leben wir nicht mehr in einer Zeit, wo man sagen kann, daß der Werth der Schriften mit dem Staube, der auf ihnen liegt, zunimmt.