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Ludwig Tieck

Auszug

Es ist dem greisen Dichter von der neuern Kritik viel Unrecht geschehen. Die Ruge’sche Schule, der neudeutschen Romantik nachwühlend durch moderne Kirche und modernen Staat hindurch bis zu ihren ersten Anfängen in den poetischen Richtungen des endenden vorigen Jahrhunderts, glaubte es möglich machen zu können, daß alle und jede ästhetische Berechtigung in Tieck’s Wirken verworfen würde. „Meister Ludwig“ sollte sogar nicht einmal Witz, Laune und Humor besessen haben. All sein Erscheinen in der Literatur wurde verdächtigt und die Stellung, die ihm dann Gervinus eingeräumt hat, ist auch nicht eben fest und rückhaltig genug, um ihn gegen solche Art von Polemik sicherzustellen. Der bekannte Terrorismus jener Ruge’schen Schule verschüttete das Kind mit dem Bade. Wer für die Anfänge der Tieck’schen Muse, für die ersten Klänge der neuen Romantik, die zauberhaft durch Deutschlands Wälder rauschte, kein Herz und kein Ohr hat, zeigt sich entweder aller poetischen Empfänglichkeit überhaupt bar oder zwingt sein Gemüth unter eine Principientyrannei, wo man zuletzt seine fünf gesunden Sinne zu brauchen verlernen muß.