Theodor Mundt, Willibald Alexis und die Pommersche Dichterschule, oder über einige literar-historische Symptome
Auszug
Es ist grundfalsch, daß unsere Zeit negativ sei. Sie ist so positiv, wie irgend eine. Von dem ersten Brausen, als die Ventile der Schöpfung losgelassen wurden, bis auf den heutigen Tag ist nie Stillstand gewesen; und die Kunst war immer positiv. Sie warf niemals ihr Winkelmaaß von sich, und spannte den Cirkel nie so weit aus, als sollt’ er die unendliche Luft umkreisen. War die ächte Poesie je etwas anders, als die Kraft, sein Zeitalter zu übersehen, wie es wacht, und an die Nachwelt zu verrathen, was es träumt? die Poesie darf nie von der Zeit überwältigt werden; denn noch der letzte Mensch wird höher stehen als die Schöpfung, der er nur zur Hälfte angehört. Wer hat ein klares Auge? Seht, seht, das Jahrhundert zittert ja vor euch, das Jahrhundert hat seine Haltung verloren und blickt euch wehmüthig in die Augen: es will lind und freundlich von euch angesprochen sein. Es wartet nur, daß ihr kommt; so fromm, so poetisch, so fröhlich kommt, wie ein Fußwandrer im Gebirge! Mephisto neckte nur: jetzt spricht er lachend: Wozu der Lärm?