Ueber Preisherabsetzungen im Buchhandel.
Auszug
Das Unglück der Deutschen Literatur und ihrer Rechtsverfassung ist das Übergewicht, welches in ihr die Buchhändler über die Schriftsteller haben. Es wird, der Meßkatalog zeigt es, mehr Literatur von den Buchhändlern als den Schriftstellern gemacht . Die Buchhändler haben in Deutschland aufgehört, Mandatare der Literatur zu seyn; sie produziren mehr Literatur, als Bedürfniß und Kraft dafür da ist. Wäre der Verlagshandel nur das Echo der literarischen Thätigkeit, er würde nicht nur die Literatur nicht, sondern sich selbst nicht mehr untergraben. So aber, wie es bisher war, steigert der Verlagshandel in Deutschland die Masse der Literatur auf eine schwindelnde Höhe , die das Bessere nicht aufkommen läßt, und setzt auf der andern Seite seine eigne Würde herab und benimmt sich die Möglichkeit seines bessern Gewinnes, eben durch solche Manöver, wie sie jetzt im Buchhandel an der Tagesordnung sind. Möglich, daß diese Preisherabsetzungen das Gute haben, den Buchhandel über sich aufzuklären und die Vorräthe willkürlich hervorgerufener Produktionen aufzuräumen, so daß endlich Platz und Raum dem in der Literatur organisch Nothwendigen offen wird. Es muß ein besseres Gleichgewicht der beiden Faktoren des literarischen Lebens, der Buchhändler und der Schriftsteller, eintreten, damit jene endlich aufhören, mehr zu produziren, als diese den Trieb und das Publikum das Bedürfniß hat.