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Die Furcht vor der Preßfreiheit

Auszug

Es gäbe kein größeres Unglück für Deutschland, als die Preßfreiheit ohne erweiterten Bewegungsraum, ohne politische Reform, ohne Verfassung und Verantwortlichkeit der Minister. Eine Preßfreiheit, hineingeschleudert in das Deutschland, wie es ist , brächte die traurigsten Erscheinungen hervor. Die Gerichte würden die anhängig gemachten Injurienprozesse nicht alle schlichten können. Die ersten unglücklichen Heloten dieser autochthonischen Preßfreiheit wären die Schriftsteller selbst und die Künstler. Wie würden diese Strauchdiebe in Deutschland, die sich oft Literaten nennen, aus dem Busch springen! La bourse ou la vie ! für jeden Korb, für jede nicht erhaltene Balleinladung, für jeden treffenden Witz würden die Getroffenen sich in den scheußlichen kleinen Schmutzblättern rächen, an denen Deutschland überfluthet und die Frankreich und England nicht kennt. Ist denn diese Misère, die sich in Deutschland Schriftsteller nennt, der Preßfreiheit würdig? Diese entlaufenen Schulknaben, diese wegelagernden Theaterrezensenten, diese humoristischen Fratzenschneider und Hanswürste, alle diese literarischen Galgenvögel, die den Fuß eines Edelmanns küssen, der auf ihr Journal abonnirt, sollten preßfrei werden? Von dem Gewissen irgend eines dieser boshaften Creaturen sollt’ es abhängen, ob heute ein Wesen noch unbescholten ist, morgen aber auf seine Person alle Finger gerichtet sind? Erst diese literarischen Cloaken rein- und fortgespühlt, und dann kann man in Deutschland an Preßfreiheit denken.